Lange habt ihr nichts von mir gehört. Das liegt daran, dass der Winter und noch dazu so ein halbherziger, schmuddeliger nicht meine Jahreszeit ist. Wenn Frauchen früh im Dunkeln zum Pferdefüttern
raus gegangen ist, dann habe ich mich meist schlafend gestellt. Bei solchem Wetter jagt man doch keinen Hund vor die Tür!
Aber nun ist alles anders. Früh machen die Vögel richtig Krach, es ist zeitig hell und nicht mehr so feucht-kalt an den Pfoten. Die Dorfkater schreien herum und bald wird Igor, der
Schildkröterich, in seiner Kiste im Keller aufwachen. Im Wald neben dem Reitplatz gibt es Leberblümchen und hier im Garten Winterlinge. Die Pferde fusseln schon ordentlich und munterer sind sie
auch. Drifandi hat ein Mittel gegen Selenmangel ( - weil ihm das fehlte, war er immer so schnell k.o. - ) bekommen und das scheint zu helfen: Er hat in der Reitstunde sehr munter gebuckelt und
ist im Galopp herum gerast. Na ja, gestern durfte er so etwas nicht machen. Jenny, die Trainerin war da und hat darauf geachtet, dass er sich biegt. Fand er erst blöd (auch die kurzen Zügel, mit
denen Frauchen ihn reiten sollte), aber dann ging das richtig gut. Auch bei den anderen gab es viele Fortschritte. Ich staune ja immer wie viel Ausdauer Jenny darin hat, genau hin zu schauen und
jeden kleinen Fehler auch noch bei der achten oder zehnten Reiterin zu entdecken. Übrigens scheint immer die Sonne, wenn sie kommt (selbst im Winter). Wenn wir mal unbedingt gutes Wetter
brauchen, sollten wir sie einladen.
Und was war in der Zwischenzeit so los? Es gab den ersten Pferdegeburtstag des Jahres und das war ein „halbrunder“. Lektor ist 25 Jahre alt geworden. So ein Vierteljahrhundert
ist schon ziemlich viel für ein so großes Pferd, das seit ein paar Jahren seine verschiedenen Zipperlein hat. Aber ehrlich – man sieht ihm sein Alter nicht an. Das liegt sicher daran, dass er von
seinem Frauchen Josi ganz besonders gepflegt wird. Zu seinem Geburtstag bekam nicht nur er etwas Gutes zu essen sondern die Menschen vom Hof auch. Und weil der 11. Februar noch vor der Fastenzeit
lag, konnten alle mit Sekt auf Lektor anstoßen.
Philipp, der andere alte Herr, hat immer mal wieder für Aufregung gesorgt. Er kann nur noch so eine grüne Pampe fressen. Bekommt er etwas anderes zwischen seine abgewetzten Zähne, verschluckt er
sich und entweder kann man ihm durch Massieren des Halses helfen oder der Tierarzt muss mit so einem Schlauch, der in Philipps Nase geschoben wird, den Klos im Hals weiter schubsen.
Aber natürlich findet Philipp doof, dass er von eingeweichten Heucobs leben muss und sucht immer das ganze Grundstück nach anderen Leckereien ab. Liegt vielleicht irgendwo noch eine halbe Möhre
rum oder ein hartes Brötchen? Ist richtiger Stress mit diesem eigensinnigen Shetty.
Er und Kvika haben ja so eine blöde Krankheit, die sich Cushing nennt. Solche Pferde haben viel mehr und vor allem viel zu langes Fell und von allein werden sie das nicht los. Außerdem können sie
ganz leicht Hufrehe bekommen und müssen deshalb jeden Tag eine Tablette einnehmen. Das heißt – Philipp spielt hier mal wieder eine Sonderrolle: Er verträgt die Medizin nicht.
Damit die beiden Pferdchen nicht zu Zottelmonstern werden, helfen die Leute hier auf dem Hof immer wieder nach und schneiden das dicke Fell mit der Schere ab, weil das keine Schermaschine
schafft. Bei Philipp hat es die Karoline gemacht, die an jedem Mittwoch zu ihm kommt und ihn umsorgt. Das ist toll. Sie darf das sogar von der Schule aus tun. Das Fach heißt
„Verantwortung“. Und bei Kvika war es vor allem Anna, die geschnippelt hat bis die Finger weh taten. Nun haben beide Ponys einen tollen Stufenschnitt und müssen sich nicht kaputt schwitzen, wenn
es heute 20 Grad werden sollen. Mal sehen, was ich dann mache. Jetzt gehe ich erst einmal mit Frauchen nach draußen und helfe den Pferden ihr Frühstück zu geben.