Drama um Philipp

Am Freitagabend war der Tierarzt da und hatte so eine komische Zange in der Hand. Er wollte was mit Josef machen, damit er nicht mehr auf Hildegard und Cordula springt und nicht mehr so müffelt. Armer Josef, der hat laut protestiert. Aber Frauchen hat gesagt, es muss leider sein.
Philipp hatte gerade seine Lieblingsheucobs bekommen. Vielleicht war er zu gierig. Jedenfalls hat er sich verschluckt und laut gehustet und es kam ihm so eine eklige braune Brühe aus der Nase. Leider hat der Tierarzt da nicht gleich etwas unternommen sondern erst am nächsten Tag war die Julia und dann noch einmal er da. Aber Philipp hatte immer noch so einen Kloß im Hals und konnte nichts essen und trinken. Wenn nichts passiert wäre, hätte er verhungern und verdursten müssen. Es war nun schon Samstagabend und ich habe mitbekommen, wie Frauchen immer aufgeregter wurde. Sie hat mit Josi telefoniert und die hat die große Pferdetierklinik in Leipzig angerufen. Und dann sind sie losgefahren. Der Philipp muss gewusst haben, dass das seine einzige Chance ist. Jedenfalls ist er ohne Zögern auf den Pferdehänger gestiegen, obwohl er so etwas seit Jahren nicht gemacht hat. Ich habe nur ganz kurz mal getestet, ob ich nicht doch mitkommen kann, es dann aber gelassen. Die hatten einfach keine Nerven für mich. Umso mehr Sorgen habe ich mir gemacht, weil es ewig gedauert hat bis Frauchen wieder da war. Antonia war inzwischen schon eingeschlafen und auch Herrchen war wieder da.
Erst am nächsten Morgen hat Frauchen erfahren, dass die beiden Tierärztinnen nach vielen Stunden es doch noch geschafft hatten, die Speiseröhre von Philipp frei zu bekommen. Aber es war immer noch nicht heraus, ob er das überlebt. Schon als er in der Klinik ankam, hatten sich alle große Sorgen gemacht, weil Philipp so alt ist und sowieso krank durch sein blödes Cushing und weil die Schlundverstopfung schon viel zu lange andauerte. Die sind alle rumgeflitzt und haben Blut genommen und ihn an Infusionen gehangen und er hat so viele Medikamente bekommen wie in seinem ganzen langen Leben noch nicht.
Frauchen hatte am Sonntag dann noch ganz viel zu tun, weil Tag des Offenen Denkmals war und sie für die Gäste Kuchen gebacken hat und versucht hat trotz des Regens alles schön zu machen. Neue Bilder hängen auch oben in der Scheune, auf denen sieht man viele Blumen und Bäume und das Meer.  Ich habe mir mit angehört wie sie am Nachmittag für die Gäste Geschichten aus Ihrer Kindheit vorgelesen hat und dabei gemerkt, dass sie eigentlich mit ihren Gedanken mehr bei Philipp war. Kaum waren alle weg, hat sie wieder in Leipzig angerufen. Dort haben sie gesagt, dass Philipp sich zwar langsam, ganz langsam erholt, aber immer noch nicht fressen kann. Wenn er es versucht, verschluckt er sich gleich wieder. Nun mussten wir uns alle weiter Sorgen machen und immer, wenn Frauchens Handy klingelte, ist sie zusammen gezuckt, weil sie gedacht hat, dass es die Klinik ist.
Gestern Mittag gab es dann eine neue Nachricht: Philipp hat endlich etwas in den Magen bekommen! Die eingeweichten Heucobs schmecken ihm zwar nicht – doch da muss er durch. Etwas andres als Brei wird es wohl auch in Zukunft nicht mehr geben. Frauchen hat der Tierärztin am Telefon noch den Tipp gegeben, ihm Bananen unters Futter zu mischen, weil das sein Lieblingsessen ist.
Die Tierärztin am Telefon hat gesagt, der Philipp ist ein Charakterkopf und alle in der Klinik wollen, dass er es schafft.
Ich drücke ihm auch alle Pfoten ganz fest.

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